Weißgekachelte Böden wie in einem Schweizer Kantonspital, die Wände in propperem Softeis-Rosa, die Kellner/innen in blütenweißen bodenlangen Schürzen -jedes Virus dürfte hier beleidigt den Rückzug antreten. Um zu verhindern, daß die Herren Verwaltungsbeamten Ernst machen, hat Rationaltheaterchef Rainer Uthoff, der das Lokal seiner jungen Verwandtschaft eingerichtet hat, es in Anzeigen flugs zur „gauweilerfreien Zone“ erklärt „Anspruchsvolles Publikum, das nicht aus Pappbechern trinkt“, ist als Zielkundschaft angepeilt, in der Tat zeugt die Speisekarte vom Drang nach höherem: die Kartoffelsuppe ( 3,20) (war durch Crevetten aufgepeppt, sie wäre ohne die Tiere ebenso lecker gewesen), unter den kalten Vorspeisen glänzte geräucherte Gänsebrust mit Linsensalat ( 8,30 ), Ehrgeiz verriet die Kombination „Lachs in der Forellenkruste“          ( 15,05 ). Aber auch für gewöhnliche Sterbliche mit beschränktem Budget gibt der Koch sich Mühe.

Die Wochenkarte bot zum Zeitpunkt unseres Besuches Rinde robust mit Lauch Vinaigrette und Röstkartoffeln für 4,20 an. Unangefochtene Nr. 1 unter den Nachspeisen ist zur Zeit Tiramisu       ( 3,20 ), geschmacklich nicht zu beanstanden. Der Sekt im Glas (  2,80  ) ist trocken, kommt aber aus Flaschen mit Plastikstöpseln, wer auf Champagner ausweichen will, muß  4,25 Euro berappen.

Bleibt nachzutragen, daß etliche Tische im Freien stehen, daß man ab 10 Uhr frühstücken kann       ( 3,20 -8,50 ), daß die alten Damen aus dem Viertel, die um das vorher im Haus befindliche libanesische Lokal einen großen Bogen machten, von der sauberen deutschen Wirtschaft sehr angetan sind. Eigentlich habe er immer Bademeister werden wollen, erzählt Uthoff, durch die weiß-türkise Einrichtung wirkt das Ambiente in der Tat leicht gechlort.